© Helmut Josef Geiss

Über unser Wirtschaften

 


1991 Die modernen Raubnomaden

Der Mensch war, wie die meisten anderen Lebewesen, über Jahrmillionen Nomade, er zog seiner Nahrung nach. Er nahm was er brauchte, schied aus, was er nicht mehr benötigte und zog weiter, wenn die Nahrung aufgegessen war oder anderswo bessere lockte, niemals lebte der Mensch mehr im Einklang mit der Natur. Auch heute gibt es in den Weiten Asiens, Afrikas und Amerikas noch Nomadenvölker die so leben. Ich habe vor ihnen die größte Hochachtung und glaube, dass wir sogenannten Sesshaften viel von ihnen lernen können. Ja, ich glaube, dass dies solange die vernünftigste Art zu leben ist, wie die Landfläche mit der Zahl der Menschen harmoniert, was aber heute beinah nirgendwo mehr der Fall ist.

Die Geschichte lehrt, dass nach der Nomadenzeit die Ackerbaukulturen kamen, die Arbeitsteilung, die Städte und alles was man Zivilisation nennt und, mit zunehmendem Abstand zur Natur, die Anmaßung des Menschen, alles außer ihm ausnutzen und ausplündern zu dürfen. Neben den existentiellen Bedürfnissen erfanden die Menschen tausend künstliche, die zu befriedigen ihnen jedes Mittel recht erscheint.

Die alten herumziehenden Naturvölker hatten es nicht nötig, für ein Stück Land Verantwortungsgefühl zu entwickeln, einmal war genug davon da, zum anderen fehlten ihnen die Werkzeuge (und auch der Antrieb) die Erde anders zu behandeln als es vernünftig war. In der ganzen menschlichen Entwicklungsgeschichte war es daher nicht nötig, dieses Verantwortungsgefühl zu entwickeln und folgerichtig fehlt es auch den modernen Menschen, dies ist unser nomadisches Erbe.

Heute, wo die Menschen wegen ihrer großen Zahl, der Bequemlichkeit und des besseren Wirtschaften wegen, sesshaft geworden sind (oder es zu sein scheinen) hat sich zwar unser Konsum und unser Abfall vervielfacht, nicht aber die Fähigkeit für etwas außer uns, unserer Familie oder unseres Besitzes, Sorge zu tragen. Das Land (erst recht wenn es uns nicht gehört), das Wasser, die Luft sind uns nur tote Dinge, die wir für unsere Zwecke gebrauchen. So haben wir es zwar verstanden, beispielsweise den Ertrag des Landes durch verschiedene Kunstkniffe zu erhöhen, doch wer begreift den Mutterboden schon wirklich als unser aller Mutter? Nur die Nachdenklichsten von uns haben begriffen, dass wir ein Teil der Erde, des Wassers, der Luft sind, untrennbar damit verbunden; dass alles, was wir unseren Lebensgrundlagen antun letztlich in uns und unseren Kindern landet. Die Menschen nennen sich heute zwar sesshaft (worauf sie sich viel zugute halten) übersehen aber, dass selbst der sesshafteste Moderne im Grunde eine neue Art von Nomade ist, ein hirnloser Raub-Nomade, der grenzenlos einheimst. Er kauft sich die Waren die er braucht (oder zu brauchen glaubt) von überall, er grast im bildlichen Sinn Weiden ab, von denen er manchmal nicht einmal weiß, dass es sie gibt und er verteilt seine giftigen Ausscheidungen über den ganzen Planeten. Durch diese gigantische und beziehungslose Raub-Nomaderei ist es schier unmöglich geworden, für die Folgen des Handelns Verantwortung zu tragen, ja nur ansatzweise für die Feinfühlendsten möglich, die Folgen in etwa zu erahnen. Dieses Raubnomadentum der modernen Sesshaften muss als das Grundübel unserer Zeit begriffen werden.

Es scheint ein menschlicher Grundzug zu sein, nur das zu schätzen und pfleglich zu behandeln, was einem gehört. Deshalb ist der ganze Welthandel, wo Waren irrwitzig hin und hergeschoben werden und die Arbeitsteilung immer weiter getrieben wird, ein tragischer Irrweg. Das Gegenteil davon: regionales Wirtschaften, Zurückfahren der Arbeitsteilung auf ein vernünftiges Maß, und individuelle Verantwortung für ein Stück Land - scheinen mir alleine in der Lage, die Einsicht und das Verantwortungsgefühl der Menschen entwickeln zu können.

Doch die Menschen sind faul, taub, träge im Denken, kurzsichtig und alleine an ihrem kurzfristigen Vorteil interessiert. Und hat eine Generation wirklich einmal durch Schaden etwas begriffen, so wird die nächste es bestimmt nicht übernehmen. So schaukelt sich die Menschheit immer nur millimeterweise von der Barbarei weg; trotz der menschlichen Bildsamkeit, des Einsichtsvermögens und seiner grundsätzlichen Gutmütigkeit.

Die Aussichten sind trist, alle bedeutenden Entwicklungen gehen in eine üble Richtung, an deren Ende der Zusammenbruch des Ökosystems stehen muss.

 

1991 Kritik der gegenwärtigen Weltwirtschaft

Die Welt ist kleingeworden, das weiß jeder, ebenso dass die Reichen ihren Wohlstand von überall zusammenstehlen. Alles Leben auf der Erde greift ineinander, wir trinken dasselbe Wasser, atmen dieselbe Luft usw. Dass alle Menschen vor Gott gleich sind, haben weise Religionsstifter schon vor Tausenden von Jahren gepredigt, dass alle Menschen dieselben Menschenrechte haben, steht in der UN-Charta. Der Sozialismus hat internationale Solidarität gefordert und auch, dass sich die Unterdrückten aller Länder vereinigen sollen, denn eine wirkliche Kluft gäbe es nur zwischen denen, die Menschen ausbeuten und denen, die ausgebeutet werden.

In allen Sonntagsreden gilt Völkerverständigung als hoher Wert, der Fall von Landesgrenzen als Fortschritt.

Dass Rassisten und Faschisten immer das Gegenteil wollten und Menschenrechte mit Füßen traten (und treten) ist ebenfalls bekannt. Dass aber zum Ende des zweiten Jahrtausends nach Christi das nationale Denken wieder derartigen Aufschwung nimmt und sich auf der ganzen Welt wieder Volksgruppen die Schädel einschlagen, ist entsetzlich und zeigt wie barbarisch die Menschen immer noch sind, wie beschränkt, egoistisch und kurzsichtig.

Anstatt die ökologischen und Verteilungsprobleme anzugehen, weltweit die Menschlichkeit voranzubringen, werden Kriege geführt und treibt blinder religiöser Dogmatismus Blühten wie in finsteren Zeiten des Mittelalters, nur dass die Mordwerkzeuge in der Zwischenzeit unendlich effektiver geworden sind. Doch die Erde ist klein geworden, die Bevölkerungsentwicklung ist explodiert, gleichzeitig wird der nutzbare Lebensraum aber durch die Folgen der menschlichen Misswirtschaft immer kleiner. Das Bild vom gemeinsamen Boot Erde, wie es manchen Astronauten aus dem All erschien, ist treffend. Doch wie lange kann ein Boot schwimmen, auf dem das Faustrecht herrscht? Auf dem es Hunger bei den einen und Überfluss und Verschwendung bei den anderen gibt? Wer auf einem Schiff bei den Armen die Bordwände abbaut und bei den Reichen verheizt, kann nur ein Narr sein, denn wenn irgendwo Wasser eindringt, werden schließlich alle ersaufen.

Doch welche Möglichkeiten des weltweiten Miteinander haben wir? Die gegenwärtige Situation: Ein eher kleiner Teil der Menschheit, weitgehend Nachfahren ehemaliger Kolonialmächte, hat durch Know-how, Infrastruktur, technische Möglichkeiten, Finanzmittel, militärische Mittel usw. die Macht sich seine Konsumgüter aus der ganzen Welt zu beschaffen. Alleine durch Schulden - und Zinsdruck sind die armen Länder gezwungen Güter zu exportieren, für die Produktion der Güter werden technisches Gerät, für die Absicherung der meist unsozialen Produktionsverhältnisse Waffen importiert, was die Verschuldung und den erwähnten Teufelskreis in Gang hält. Sobald ein Land daraus aussteigen will, oder sich mit Leidensgenossen zu organisieren sucht, antworten die reichen Ländern mit Waffengewalt, häufig auch verdeckt über Umwege. Es werden Konflikte geschürt, dem eigenen Vorteil genehme Kräfte unterstützt, damit die Vereinzelung der armen Länder erhalten bleibt.

Durch diese Politik werden natürlich in der ganzen Welt Krisenherde unterhalten, was zu Verfolgung und Vertreibung von Menschen führt. Viele von ihnen drängen in die reichen Länder um dort Asyl zu bekommen. Eine noch größere Zahl, die sogenannten "Wirtschaftsflüchtlinge" gehen denselben Weg, um für sich mehr Wohlstand zu erlangen, in dem sie sich als Verfolgte ausgeben. Natürlich ist es ein Unding, wenn einer die fremden Menschen nicht haben will, bei ihren Produkten (die billig feilgeboten werden) aber mit beiden Händen zugreift!

Die reichen Ländern, die einen guten Teil ihres Wohlstandes auf ehrliche, halbehrliche oder räuberische Weise von den armen Ländern haben, wollen zwar auf die Waren nicht verzichten, gerne aber auf die fremden Menschen. Man befürchtet Überfremdung, hat rassistische Vorbehalte, Angst vor sozialen Konflikten und verweist auf eigene Übervölkerung, Umweltprobleme usw. Liberale, linke und christliche Humanisten pochen aber auf die Menschenrechte und fordern eine multinationale, multikulturelle Gesellschaft.

Diese Forderung zuende gedacht hieße, dass es parallel zum freien Weltmarkt der Waren auch einen solchen an Menschen geben müsste, also neben weltweit freien Warenfluss einen ebensolchen Menschenfluss. Eine im ersten Moment bestechende Idee: Die Menschen siedeln sich dort an, wo sie wollen, behalten ihre kulturellen Eigenheiten oder verschmelzen mit den anderen, alle sind frei und gleichberechtigt usw. Mir ist diese Vorstellung persönlich sehr sympathisch, ich habe schon immer gerne mit toleranten Menschen anderer Kulturen zusammengelebt, landsmannschaftlicher Dunstkreis war mir stets zuwider, ein Deutschland, indem nur Deutsche leben, geradezu ein Alptraum. Ich meine auch, wer ja zu freiem Warenverkehr und grenzüberschreitender Umweltzerstörung sagt, muss ebenso Ja zu freiem Menschenverkehr sagen! Da ich aber zu dem Einen Nein sage, muss ich es auch zum anderen tun. Nicht weil mir der Gedanke daran nicht gefällt, sondern weil dies die Verstädterung, die zerstörerischen Konzentrationen von Menschen, Waren und ihrer tödlichen Ausscheidungen noch mehr vorantreibt, weil es zwangsläufig die Menschen der Natur noch mehr entfremdet und unser Ende noch mehr beschleunigen würde!

Völkerwanderungen zu den Fleischtöpfen sind aber die logische Folge unseres heutigen Wirtschaftens, denn Menschen suchen immer ein möglichst bequemes Leben zu führen. Die sozialen und ökologischen Folgen wären für die ganze Welt katastrophal, denn sechs Milliarden Menschen wollen gut verteilt sein. Überall wo Menschen zu eng aufeinander leben, wächst das Elend und die Kriminalität, wie sich in allen Metropolen auf der ganzen Welt zeigt. Es gibt nur wenige Beispiele in der Geschichte, wo verschiedene Kulturen und Völker friedlich nebeneinander lebten und noch leben, jede Menge Beispiele aber, wo sie sich hassten, diskriminierten und bekämpften. Wenn ich heute die Völker der Sowjetunion sehe, wie sie wieder ihre alten Nationalstaaten erstreben und Minderheiten bekämpfen- oder der Dauerkonflikt auf dem Balkan, im vorderen Orient, auch in den USA, wo zweihundert Jahre Demokratie noch nicht Rassismus und Diskriminierung beseitigt haben, dann kann ich an einen Erfolg weiterer Vermischungen nicht glauben. Einwanderungsfreiheit zu fordern ist für wirtschaftlich abgesicherte Idealisten das eine, für Menschen, die auch heute schon in Not leben und um ihren Arbeitsplatz fürchten etwas anderes. Gut ist der Mensch, wenn er satt ist, schlecht, wenn er um seine Existenz bangen muss!

Es geht einfach aus tausenderlei Gründen nicht, die alle in unserer Beschränktheit wurzeln.

Um noch mal das Bild von den Fleischtöpfen aufzugreifen: Diese sind nicht länger haltbar! Reichtum und Überfluss sind die andere Seite der Medaille von Armut und Mangel! Die Reichen müssen abgeben und die weitere Ausbeutung der Armen, was ja die Quelle des Reichtums ist, muss gestoppt werden! Ich weiß, dass die Wirklichkeit unendlich komplex ist, die wirtschaftlichen Verwicklungen scheinbar unauflösbar, die Zerstörung der anderen Kulturen durch die europäisch-amerikanische Zivilisation, die einem Krebsgeschwür gleich wuchert und bereits in den entlegensten Winkeln der Erde ihre Metastasen gesetzt hat, kaum rückgängig zu machen. Und weil gegen Karzinome auch mit Apparatemedizin wenig auszurichten ist, Stahl und Strahl die Lebenserwartung nicht wirklich verlängern, kann das Heil nur in der Prophylaxe liegen, also: Vermeidung krebsauslösender Bedingungen, Stärkung des Organismus, Umstimmungstherapie...

Oder meint jemand - um noch mal ein medizinisches Bild zu bemühen - dass ein Körper überleben kann, wenn die Körperzellen aus unterversorgten Körperregionen alle zum alles an sich reißenden Karzinom wandern?

Die allerwenigsten Menschen würden, wenn sie eigenes Land, Brot und Gerechtigkeit hätten, ihre Heimat verlassen wollen. Deswegen gilt es das Wohlstandsgefälle abzubauen, denn solange es Reiche und Habenichtse gibt, wird es Flüchtlinge geben. So wie eine Säure nach einer Base und diese wiederum nach einer Säure strebt, um sich gegenseitig zu neutralisieren, muss es auch zwischen Armut und Reichtum zu einem Ausgleich kommen. Kein Mensch sollte sein Land mehr aus wirtschaftlicher Not oder politischer Verfolgung verlassen brauchen! Jeder sollte sich zur Kultur seiner Wahl bekennen können, die Völker einander begegnen und gerade wegen ihrer Eigenarten achten. Die Vermischungen, die sich dann unter Gleichrangigen ergeben würden, liefen auf einer anderen Ebene ab und wären von Wertschätzung füreinander geprägt.

Ich verurteile also radikal unsere heutige Weltwirtschaftsordnung und ich bin dafür, dass jedes Volk nur dann Waren exportieren darf, wenn die primären Bedürfnisse aller Mitglieder gedeckt sind. Nur die wirklichen Überschüsse dürfen gehandelt werden. Da das heutige Zinssystem die Ursache von neuer Versklavung und Inflation ist, muss die Wucherei des Kapitals geächtet werden.

Jedes Volk muss erkennen, dass sein einziger Reichtum sein fruchtbares Land ist, dessen Artenvielfalt und die Gesundheit, Bildung und die Fähigkeiten seiner Menschen.

 

1.3.96 Tiefe Wurzeln

Leserbrief an PNP zum Bericht vom "Deutschland hinterlässt zu viele Spuren in der Welt"

Bei den Tieren kann man es beobachten: Wenn sie die Wahl haben, bevorzugen sie erst den gefüllten fremden Trog und zur Kotablage die fremde Stallecke. Wir Menschen sind in der Masse keinen Deut anders, wir grasen fremde Weiden ab und hinterlassen unseren Dreck in der ganzen Welt.  Sind die meisten Menschen schon unfähig für sich und das eigene Revier Verantwortung zu übernehmen, wie sollten sie fähig sein verantwortungsvoll über den Äquator zu sehen?

Unser Wirtschaften wir heute nicht von Sinn und Nutzen geleitet, sondern alleine von Gewinnerwartungen. An die Folgen in der Zukunft denkt sowieso keiner, alleine die heutige Dividende muss stimmen. Die Ausrichtung am "Weltmarkt", führt zudem zu einer Anpassung auf dem untersten Niveau, ökologisch und sozial, unser Wirtschaften ist Anarchie.

 

Gedanken zur Globalisierung (1)

Die Idee einer Welt, einer friedlich zusammenlebenden Menschheit, von Völkern, die ihr buntes Andersein bewahren und sich doch allesamt den gleichen Grundwerten und Menschenrechten verbunden fühlen, - von einer sich gleichzeitig vermischenden, multikulturellen Gesellschaft, in der einer den anderen toleriert und sich an der Verschiedenheit erfreut, in der es keine Fremdenfeindlichkeit  mehr gibt – das ist die Welt, von der viele von uns träumen und der wir uns annähern sollten.

Doch die Welt ist anders. Die Menschen sind bequem und sie leben gerne möglichst angenehm. Wenn sie die Wahl haben, wählen sie die bequemere Arbeit, den milderen Landstrich, den größeren Konsum, das gesichertere Leben. Und weil die Welt warme und kalte Zonen hat, steinige und fruchtbare, weil in den Städten die größere Fülle möglich ist, das  interessantere Leben- suchen die Menschen das Unerfreuliche zu vermeiden und streben nach dem Erfreulicheren. Sie denken dabei nicht an Übermorgen und nicht an ihre Enkel, ja oft nicht einmal an Morgen, sie sind froh, wenn sie die Gegenwart bewältigen.

Der imperialistische Freihandel, man spricht heute von Globalisierung, braucht offene Grenzen, offenen Waren und Menschenfluss. In der Praxis ergeben sich dadurch massive Probleme. Das Geld geht dorthin, wo es sich am günstigsten produzieren lässt, mit niedrigen Löhnen, wenig sozialer Absicherung, wenig Umweltschutzauflagen. Die Menschen dagegen haben den Drang sich dort ansiedeln, wo es sich augenscheinlich am leichtesten leben lässt – wo man  am meisten verdient, sie wandern also in die gemäßigteren Breiten  und dort wiederum in die Städte der reichen Industrieländer. Geld und Menschen haben also genau gegensätzliche Interessen, was sich auf Dauer nicht vereinbaren lässt.

Die beschriebene Wanderungsbewegung wäre allein aus ökologischen Gründen eine Katastrophe. Auch aus sozialer Sicht sind Zusammenballungen von Menschen Brutstätten von Konflikten. Völkerverständigung entsteht so auf jeden Fall nicht. Doch auch schon die Angleichung des Konsumverhaltens des volksreichen Südens an die Verschwendungswirtschaft des Nordens, könnte die Biosphäre nicht lange verkraften. Man stelle sich nur vor die 6 Milliarden Menschen würden den gleichen Lebensstil praktizieren wie – nehmen wir das extremste Beispiel – die US-Amerikaner, sie würden soviel Energie vergeuden, sie wollten alle fliegen usw. Das würde die Ressourcen in kürzester Zeit aufbrauchen und die Atmosphäre zerstören. Da man diesen Lebensstil, der alles andere als vernünftig und erstrebenswert ist, aber nicht einfach der Mehrheit   der Menschen verweigern kann, müssen wir uns alle einem Lebensstil annähern, den die Erde verkraften kann. Vermutlich würden wir uns da nicht einmal in der Mitte treffen können, sondern viel näher am Verbrauch der heute Armen.

Doch der heute dominierende Freihandel zerstört die alten Kulturen und sozialen Systeme und ersetzt sie durch Kommerz und Orientierungslosigkeit. Sein  größter Pferdefuß ist aber sein Grundprinzip der Gewinnmaximierung. Nicht die Versorgung und die Wohlfahrt der Menschen hat er zum Ziel, also nicht Essen, Wohnung und Arbeitsplätze, sondern nur das Erzielen von Profit für diejenigen, denen die Produktionsmittel gehören. So wird der Freihandel zu einer schweren Krankheit, an der die Völker zu Grunde gehen müssen. Anders ausgedrückt: Nicht die Menschen sind das Ziel des Wirtschaftens, sondern sie sind nur ein Mittel zu fremdem Zweck.

 

Was sagte eigentlich Herr Pfifkas bereits vor 25 Jahren zu dem Thema?


Vom Regen in die Traufe


"Sie erhoffen sich also die Bewältigung der durch Technik entstandenen Probleme durch neue Technik?", fragte Herr Pfifkas seinen technikgläubigen Nachbarn. "Neue, klügere Technik soll die weniger kluge alte ersetzen. Aber kann man Gewalt mit Gewalt beseitigen? Lärm mit Lärm? Dummheit mit Dummheit? Auch die durch die Technik erzeugten Leiden, können nicht wirklich durch neue Technik geheilt werden. Alle Erfahrung zeigt, dass man zwar bekannten Teufeln die Hörner stutzen kann, dadurch aber an anderer Stelle neue Hörner wachsen, ja, gänzlich unbekannte neue Teufel entstehen."
Dies sei alles müßiges Geschwätz, sagte der Nachbar, es gäbe kein Zurück mehr. Die Wunden der Natur stammten von der Technik und müssten folglich auch     durch sie geheilt werden. Herr Pfifkas entgegnete, ihre Wunden könne nur die Natur selber heilen.


Patriotische Gedanken


"Es waren Deutsche, die mit der Kernspalterei angefangen haben", sagte Herr Pfifkas zu seiner Frau. "Auch das Auto haben Deutsche erfunden, ebenso die Autobahnen, den Fernseher, den Düsenantrieb, den Computer und..." "...den Leberkäse..!", ergänzte seine Frau lächelnd.
Herr Pfifkas nickte grinsend. "Ich will damit nur sagen, dass es uns Deutschen nicht schlecht anstünde, technische Irrwege auch als erste wieder zu verlassen."


Chemische Verbindungen


"Stell dir vor", sagte Herr Pfifkas kreidebleich zu seiner Frau, "es gibt heute etwa 1 Million verschiedener chemischer Verbindungen! Von ungefähr 5000 weiß man in etwa, welche Auswirkungen sie auf die Menschen haben. Mit weiteren 40000 heißt es, habe man Erfahrungen aus Tierversuchen. Von den restlichen 955000 weiß man so gut wie nichts. Über Kombinationswirkungen weiß man sowieso noch überhaupt nichts..."
Herr Pfifkas legte die Tageszeitung beiseite und öffnete das Fenster. Bei uns wisse man eben nur, was sich lohne zu wissen, erwiderte seine Frau.

 

Energiesparen, Rohstoffsparen

Der seit Jahrzehnten beschworene Zug rast immer schneller auf den Abgrund zu und der Abstand dazu hat sich weiter verringert. Wer auch nur einen Funken Verstand hat, weiß seit mindestens dreißig Jahren, dass unsere Lebensweise die Umwelt zerstört. Mitte der Siebziger Jahre habe ich meinen Schülern schon klarzumachen versucht, dass Erdöl viel zu schade ist zu verbrennen, dass Atomkraft der reine Wahnsinn ist, dass es eine Schande ist, dass die Deutschen keine sparsamen funktionellen Autos herstellen usw.

 

Nun hat die UN in einer ultimativen Studie belegt, dass der menschengemachte Ausstoß von Treibhausgasen zu einem irreparablen Klimawandel führt und wir unser Wirtschaften radikal ändern müssen, wenn wir nicht irgendwann absaufen oder weggeblasen werden wollen. Noch wird das Meiste des CO² von einer Minderheit der über sechs Milliarden Menschen in die Atmosphäre abgegeben, doch mit China, Indien und anderen Schwellenländern ändert sich das mit jedem Tag, und es sieht nicht so aus, als könne man dies nicht mehr stoppen. Das Wachstum unserer Blödheit und Verschwendung wächst exponentiell, also nicht 1,2,3... sondern 2,4,8, 16,32.....

Was sofort nötig wäre, wird aber nicht gemacht. Ich will es trotzdem wieder einmal aufzählen:

- Stoppen der Bevölkerungsexplosion, Geburtenkontrolle, am Besten durch soziale Sicherungssysteme, die keine so hohen Kinderzahlen mehr erfordern

- Zurückfahren des globalen Warenhandels, regionaleres Wirtschaften, damit einhergehend Reduzierung der globalen Transporte

- Stopp aller Rüstungsproduktion und Verbot aller Angriffswaffen, langfristig darf es nur noch UN-Truppen geben

- Verbot aller Werbung für überflüssige und schädliche Güter

- Herstellen langlebiger Güter

- Wiederzusammenführen von Wohnen und Arbeiten, damit Überflüssigmachen eines Großteils des Straßenverkehrs

- Radikales Zurückfahren des Luftverkehrs

- Verbilligung der Grundversorgung mit Energie, Verteuerung allen Verbrauches zu Luxuszwecken

- Stopp der Massentierhaltung und der intensiven Landbewirtschaftung

- Einführung des Verursacherprinzips, Preise, die auch die Behebung von Umweltschäden beinhalten

- Breite Einführung von Kraft-Wärmekopplung

- günstige Energiebezugspreise für Grundversorgung, rapide Preiserhöhung für darüber hinausgehende Energieverschwendung

Und im Privaten? Wie können sofort Energie und Rohstoffe gespart werden?

Förderung einer Reparatur- und Wiederverwendungskultur (Motto: „Gebrauchsspuren sind schön!“, „Aus Alt macht neu!“, und: „Kaufen kann jeder Depp, beim Renovieren, Reparieren und Improvisieren zeigen sich die wahren menschlichen Fähigkeiten!“

Rückkehr zu großfamiliären Wohnstrukturen, Beendigung des „Single-Wahnsinns“, wodurch nicht jeder alles kaufen muss, manche Wirtschaftsgüter können auch gemeinsam genutzt werden.

Schluss mit dem Neubauwahn! Unser Land ist voller alter Häuser, die man wunderbar renovieren kann!

Im Winter nicht mehr ganze Häuser heizen, sondern nur noch Kernbereiche. Rückkehr zur „guten Stube“, die Kochen und Leben wieder zusammenbringt! Wo möglich Heizen und Kochen mit nachwachsenden Rohstoffen, durch keine andere Einzelmaßnahme lässt sich mehr Strom einsparen. Kühl- und Gefriergeräte aus dem geheizten Wohnbereich entfernen und in ungeheizten Bereichen aufstellen, einige Monate kann man dann sogar gänzlich auf den Betrieb eines Kühlschranks verzichten. Die nichtgeheizten Räume wirken als Zwischenklimaraum, wenn möglich sind verglaste Bereiche vor den Wohnräumen zu bauen, als kalte Wintergärten. Sie wirken wie eine optimale Isolierung, aber eine, in der man aber wohnen kann, zumindest bei Sonnenschein und in Frühling und Herbst.

 

1.3.96 Tiefe Wurzeln

Leserbrief an PNP zum Bericht vom "Deutschland hinterlässt zu viele Spuren in der Welt"

Bei den Tieren kann man es beobachten: Wenn sie die Wahl haben, bevorzugen sie erst den gefüllten fremden Trog und zur Kotablage die fremde Stallecke. Wir Menschen sind in der Masse keinen Deut anders, wir grasen fremde Weiden ab und hinterlassen unseren Dreck in der ganzen Welt.  Sind die meisten Menschen schon unfähig für sich und das eigene Revier Verantwortung zu übernehmen, wie sollten sie fähig sein verantwortungsvoll über den Äquator zu sehen?

Unser Wirtschaften wir heute nicht von Sinn und Nutzen geleitet, sondern alleine von Gewinnerwartungen. An die Folgen in der Zukunft denkt sowieso keiner, alleine die heutige Dividende muss stimmen. Die Ausrichtung am "Weltmarkt", führt zudem zu einer Anpassung auf dem untersten Niveau, ökologisch und sozial, unser Wirtschaften ist Anarchie.

 

20.10.96 Alte Schulden

Der Abbau sozialer Leistungen auf breiter Front wird von der Politik mit notwendigen Einsparungen begründet. Es wird der Eindruck erweckt, als würden wir heute so sehr über unsere Verhältnisse leben. Ökologisch stimmt das auch, aber mein Thema ist nicht der Natur- sondern der Staatshaushalt. Wer genau hinsieht erkennt, das ein Viertel der Ausgaben Schuldendienst ist. Die dahinter steckenden gigantischen Schulden stammen überwiegend aus Zeiten, als man sich im "Wettbewerb" mit dem gesellschaftlichen Konkurrenzmodell im Osten befand und den Menschen dort beweisen wollte, dass man im kapitalistischen Westen den Sozialismus in jeder Hinsicht, ob im Straßenbau oder bei sozialen Leistungen, um Längen übertrifft.

Ein weiterer großer Batzen der Staatsschulden sind Folgekosten des Kalten Krieges, insbesondere der damit verbundenen wahnsinnigen Rüstungsausgaben.

 

11.1.97 Arbeitslosigkeit und Globalisierung

Leserbrief an PNP

Immer mehr Waren werden mit immer weniger Menschen produziert. Selbst 2 Prozent Wachstum bringen noch keine neuen Arbeitsplätze. Und doch tischen uns Politiker noch immer die uralte Mär von der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit durch mehr Wachstum auf, während gleichzeitig der Mensch als Produktionsfaktor systematisch zurückgedrängt und sein Ersatz durch Maschinen und Automaten massiv gefördert wird. (Wir finanzieren unser eigenes Schafott).

Spätestens hier verweisen Politiker auf den Zwang zur Globalisierung der Wirtschaft und die dadurch entstehende Konkurrenzsituation mit Billiglohnländern, wo ohne soziale und ökologische Rücksicht produziert wird (häufig sogar durch unsere eigenen Firmen!).

Doch dieser Zwang gehört dringend hinterfragt, denn die "Globalisierung" ist kein Fortschritt, sondern ein beschönigendes Wort für einen nie dagewesenen Wirtschaftskrieg, der gegen die allermeisten Menschen auf dieser Erde und gegen die Natur geführt wird.

 

9.12.97 Verrücktes Lehrstück

Leserbrief an PNP

Geradezu ein Lehrstück für die Dekadenz unseres Wirtschaftens ist der Sturmlauf von Wirtschaft, Politik und Gewerkschaften auf das beabsichtigte Glimmstängel-Werbeverbot. Wie? Wir brauchen den Schaden durch gemeingefährliche Produkte, dass es uns gut geht? Wirklich interessant, die Hinweise, wer alles vom Schaden lebt, den der blaue Dunst anrichtet. Vielleicht sollte man die Liste noch durch das Medizinwesen und die Bestattungsindustrie ergänzen...

Anscheinend wirtschaften wir nicht um das Erforderliche und Förderliche zu schaffen, sondern alleine des Wirtschaftens wegen. Und so produziert die eine Hand den Schaden, den die andere zu beheben versucht. Und wer dabei das höchste Bruttosozialprodukt erzielt, gilt als der Reichste...

 

31.3.2001 Elefant im Porzellanladen

Die USA klinken sich vom Weltklimagipfel aus und akzeptieren keine Schadstoffkontingente, weil das ihrer Wirtschaft schaden könnte. Präsident Bush präsentiert sich der Welt als ökologischer Neandertaler und als nationalistischer Machtpolitiker. Aber wer die amerikanische Politik verfolgt, weiß schon lange, dass sie nach wirtschaftlicher und machtpolitischer Hegemonie strebt und alle Ländern, die sich dem widersetzen, als Feind betrachtet, als "Schurkenstaaten", vor denen man sich mit "Starwar" schützen muss... Vor einiger Zeit konnte man beim  Sender "Phönix" spät abends einen Vortrag des früheren amerikanischen Sicherheitsberaters Brezinski (?) verfolgen und dabei die letzten Illusionen über die Politik der USA ablegen. Eine egoistischere und nationalistischere Machtpolitik ist kaum vorstellbar, und man macht daraus auch kein Geheimnis. Was Bush jetzt von sich gibt, ist voll auf dieser Linie. "Amerika first" heißt nichts anderes, als dass alleine der Vorteil für die amerikanische Wirtschaft, bzw. für die politikbeherrschenden multinationalen Konzerne das allein entscheidende Kriterium für Politik ist. Eine solche Politik orientiert sich an Börsendaten und nicht an dem, was dieser Planet und das Leben auf ihm braucht. Doch Ökologie ist die Voraussetzung für Ökonomie.

 

2002 Freihandel und Landflucht

Das Geld geht dorthin, wo es am schnellsten Gewinn verspricht, wo es sich am günstigsten produzieren lässt, wo die Löhne niedrig sind, wo es wenig soziale und ökologische Auflagen und Kosten gibt. Der Freihandel will offene Grenzen für den freien Fluss von Waren und Geld, doch nur dafür.

Für Menschen öffnen sich die Grenzen nur, wenn sie Geld haben. Die Armen sollen bleiben wo sie sind. Doch die Landflucht kann niemand aufhalten, beschleunigt wird sie zudem durch Infizierung der Köpfe mit der westlichen Lebensweise. Weg vom Althergebrachten hin zu den modernen Verlockungen. Der Mensch drängt immer vom Minus ins Plus, vom Beschwerlichen zum weniger Beschwerlichen. So verläuft diese Bewegung - hin zum Geld, zu den höheren Löhnen, den besseren Sozialleistungen – beinahe naturgesetzmäßig ab. Und auch die Folgen treffen ebenso ein: Entwurzelung, Verelendung, gigantisch anwachsende Slums, Empörung, Kriege, ökologische Katastrophen…

Das Zusammenwachsen wird aber kommen, so sicher, wie eine Säure sich mit einer Basis verbindet. Doch die gegenseitige Durchdringung und Befruchtung sollte langsam geschehen, ohne erdrutschartige Völkerwanderungen. Das setzt voraus, dass auch in den armen Länder humane Entwicklungen und allgemeine Versorgtheit gefördert werden. 

Die schöne Idee einer friedlich zusammenlebenden Menschheit, von Völkern, die ihr buntes Andersein bewahren und sich doch allesamt den gleichen Grundwerten und Menschenrechten verbunden  fühlen, - von einer sich gleichzeitig vermischenden, multikulturellen Gesellschaft, in der einer den anderen toleriert und sich an der Verschiedenheit erfreut, in der es keine Fremdenfeindlichkeit mehr gibt – ist reizvoll, doch wer meint, dies könne sich in einer überschaubaren Zeit machen lassen, ist ein gefährlicher Träumer.

Die Welt ist anders. Die Menschen sind bequem und wenn sie die Wahl haben, wählen sie die bequemere Arbeit, den milderen Landstrich, den größeren Konsum, das gesichertere Leben. Und weil die Welt warme und kalte Zonen hat, steinige und fruchtbare, weil in den Städten die größere Fülle möglich ist, das interessantere Leben- suchen die Menschen das Unerfreuliche zu vermeiden und so streben sie nach dem Erfreulicheren. Sie denken dabei nicht an Übermorgen und nicht an ihre Enkel, ja oft nicht einmal an Morgen, sie sind froh, wenn sie die Gegenwart bewältigen.

Die beschriebene Wanderungsbewegung wäre allein aus ökologischen Gründen eine Katastrophe. Auch aus sozialer Sicht sind Zusammenballungen von Menschen Brutstätten von Konflikten. Völkerverständigung entsteht so auf jeden Fall nicht. Doch auch schon die Angleichung des Konsumverhaltens des volksreichen Südens an die Verschwendungswirtschaft des Nordens, könnte die Biosphäre nicht lange verkraften.

 

 

28.10.02 Forderung nach Sicherung der Sozialversicherungen durch Wertschöpfungsabgabe von Automaten und Maschinen

In einer Welt, in der ein immer höherer Anteil der Arbeit durch Automaten geleistet wird, muss sich deren Wertschöpfung auch in den Sozialkassen niederschlagen und so der Gemeinschaft zu Gute kommen. Heute ist nicht nur das nicht der Fall, der Staat belohnt sogar noch den Ersatz des Menschen durch Maschinen und Computerprogrammen mit Steuerabschreibungen und Subventionierung und fördert so die Arbeitslosigkeit. Dieses System ist eine Perversion, denn ein Staat hat die Menschen zu fördern, nicht die Maschinen!

So werden heute die Lohnnebenkosten immer teuerer, trotzdem die Sozialleistungen auf breiter Front abgebaut werden, da immer weniger Arbeitnehmer das Sozialsystem erhalten müssen. Für Maschinen müssen dagegen keine Sozialabgaben bezahlt werden, obwohl sich mit ihrer Hilfe die Produktivität vervielfacht hat.

Durch eine angemessene Einbeziehung von Automaten und Software zur Sicherung der Sozialkassen könnte die menschliche Arbeitskraft wieder günstiger werden, was zudem viele Arbeitsplätze schaffen und die Sozialversicherungen entlasten würde. Die gegenwärtigen Nutznießer des Systems werden auf die Globalisierung und die internationale Wettbewerbsfähigkeit verweisen, doch eine Auswirkung darauf ist nicht zwingend. Es würde nur zu Verschiebungen kommen: menschliche Arbeit billiger, Maschineneinsatz teurer. Alle anderen Lösungsvorschläge zur zukünftigen Finanzierung von Arbeitslosigkeit, Krankheit und Renten, führen in die soziale Steinzeit.

 

7.3.03

Arbeitgeberpräsident Hundt hat dieser Tage 120 000 fehlende Lehrstellen in diesem Jahr prophezeit, bzw. damit gedroht. Nirgends zeigt sich mehr, dass die Sozialpflichtigkeit des Eigentums nur eine Phrase ist. Die Industrie denkt nur an Profit und nicht an ihre Verantwortung für die jungen Menschen in diesem Land. Wenn dann irgendwann ausgebildete Arbeitskräfte fehlen, dann werden lautstark weitere ausländische Fachkräfte gefordert oder man verlagert die Produktion gleich in Billiglohnländer. Ich glaube, niemals gab es unverantwortlichere und verkommene Unternehmer.

 

14.3.03

Kanzler Schröder hat heute seine "Blut-Schweiß-und-Tränen-Rede" gehalten. Er will den Langzeitarbeitslosen die Bezugsdauer des Arbeitslosengeldes halbieren, das Krankengeld abschaffen, die Arbeitslosenhilfe und die Sozialhilfe zusammenlegen. Die Krankenkassenleistungen sollen durchdacht werden, also gekürzt, und es wird fast wie ein Geschenk verkauft, dass Privatunfälle und zahnärztliche Hilfe Kassenleistungen bleiben sollen. Doch Merkel, Stoiber, Westerwelle und Hundt gehen die sozialen Kürzungen noch nicht weit genug, ihre Forderungen wirken wie aus Maggie Thatchers Giftschrank, deren unsoziale Reformen bekanntlich zu einem exorbitanten Anstieg der Arbeitslosenquote und zu einer Verschärfung der  Kluft zwischen Arm und Reich geführt haben. Von Westerwelle und Co kennt man dieses unsoziale Geschwätz ja, doch nun wollen auch die Herrschaften mit dem ominösen "C" im Namen offenbar wieder einmal beweisen, dass dieser Buchstabe nicht für "christlich" sondern für "Capital" steht... Selbst CSU-Mann Seehofer kritisierte tags darauf seinen Chef, was ja beachtlich genug ist. Es hat den Anschein, als würden die schwer erkämpften sozialen  Errungenschaften der letzten 150 Jahre nach und nach verschwinden und der Kapitalismus seine soziale Maske nach und nach ganz ablegen. Eine Maske, die man während des kalten Krieges anlegte und mit gigantischer  Staatsverschuldung finanzierte, um den sozialistischen Ländern vorzugaukeln, der Kapitalismus habe ein soziales Füllhorn. Mit diesem Speck hat man erfolgreich die Mäuse gefangen und - vor allem unter Kohl - die Sozialkassen für die nationale Sache geplündert und die Bürger an rosarote Brillen gewöhnt. Doch nun zeigt der Kapitalismus wieder nach und nach seine alte Raubtierfratze - die rosa Brillen werden nicht mehr ersetzt - und bald werden auch die verlogenen Phrasen, von der friedlichen Globalisierung der Welt (zu Gunsten der Menschen und ihrer Entwicklung) wie Seifenblasen zerplatzen, Amerika ist bereits dabei alle Maskierung abzulegen und treibt bereits seine alte imperialistische Wildsau durch die wenigen noch umzäunten Gärten dieser Welt. Natürlich im Namen Gottes - da kann der Papst noch so widersprechen - und für "amerikanische Freiheit und Demokratie", da können die Betroffenen noch so um ihre alten Kulturen jammern und andere demokratische Vorstellungen haben. Zur Einschüchterung der Welt zündeten die USA in diesen Tagen eine neue konventionelle Bombe "Moab-Bombe) mit der  Sprengkraft einer Atombombe. Doch wird nach wie vor auch der Einsatz atomarer Sprengsätze nicht ausgeschlossen.

 

15.3.04 Deutschland hat die niedrigste Steuerquote in Europa

und zwar bei 21,7 % im Jahre 2001. Die Steuer - u. Abgabenquote liegt bei 36,4 %, nur 3 europäische Länder liegen darunter. Trotzdem wird der Standort Deutschland von der Union und den Unternehmerverbänden permanent schlecht geredet. Und weiterer sozialer Kahlschlag bei Arbeitslosen und Krankenkassenmitgliedern wird vorbereitet. Und der Union, die unter Kohl Deutschland in die Verschuldung getrieben hat und die sozialen Sicherungssysteme plünderte, geht es offenbar noch immer nicht weit genug.

 

Zwischenruf September 03

Schröder ist kein Kanzler der kleinen Leute, das zumindest steht heute wohl fest. Gegenwärtig peitscht er Sozialreformen durch, die von den Unionsparteien nicht weniger sozial durchgeführt werden würden. Schröder wird vielleicht einmal als der Sozialdemokrat in die Geschichte  eingehen, der der SPD geschadet hat wie kein zweiter vor ihm. Das ist ein Unglück, denn nachdem die real existierenden sozialistischen Führer  im Ostblock die sozialistische Idee für hundert Jahre diskreditiert haben, passiert ähnliches auch der "Partei des demokratischen Sozialismus". Die kleinen Leute wenden sich schaudernd ab und gehen nicht mehr zur Wahl. Wen sollten sie auch wählen, es gibt für sie keine Alternative.

Mich erinnert das an die alte sozialdemokratische Schwäche, um ja nicht  als vaterlandslose Gesellen dazustehen, stimmten sie bekanntlich 1914 den Kriegskrediten zu und jetzt erledigen sie wieder einmal das Geschäft der Reichen, wie es eine Regierung aus Union und FDP bei einer starken sozialistischen Opposition vermutlich niemals könnten. Wieder einmal zeigt sich die SPD als Meister des vorauseilenden Gehorsams gegenüber der Industrie und den Kapitalbesitzern. Mit dem Vorwand Arbeitsplätze zu schaffen, in dem man die Personalkosten senkt und damit die Einstellung von neuen Beschäftigten zu erleichtern - also dass Menschen einer teureren Maschine vielleicht vorgezogen werden - wird Sozialabbau betrieben, der immer mehr Menschen in die Armut treibt. Gleichzeitig wird aber die Automatisierung und Rationalisierung weiter steuerlich und oft sogar mit Subventionen gefördert, so dass die Unternehmer blöd wären, Menschen einzustellen, das tun sie vielleicht noch in Billiglohnländern, aber  auch dort werden immer mehr Arbeitsplätze wegrationalisiert. Und Schröder beschenkte die Kapitalgesellschaften, so dass sie heute oft gar keine Steuern mehr bezahlen, er lässt die großen Konzerne Verluste aus dem Ausland mit aufrechnen und so die Steuern drücken. Und die Regierung lässt immer noch zu, dass großen Betriebe Briefkastenfirmen in Steueroasen gründen und den deutschen Fiskus um Milliarden betrügen, ganz legal. Nehmen wir einmal ein konkretes Beispiel: Eine Technologietochter eines großen deutschen Konzerns ließ sich erst mit Hunderten von Millionen Subventionen vom deutschen Steuerzahler aufbauen- und als es dann etwas zu verdienen gab, verlegte sie ihren Firmensitz in die Schweiz...

Die "Globalplayer", also die großen Firmen, haben heute unglaubliche Möglichkeiten sich ihrer sozialen Verantwortung zu entziehen und die kleinen Leute? Sie sind wieder einmal die Betrogenen. Doch Schröder findet es anscheinend immer noch als "modern", wenn er sich wie ein Agent der Konzerne aufführt und wie eine Westerwelle-Imitation immer neue Säue durch das Land treibt. Auch unter dem SPD-Kanzler gilt: Gewinne werden privatisiert und Verluste sozialisiert....

Dass Schröder gegenüber dem Freibeuter und Imperialsten Bush Stärke gezeigt hat, als er diesem den Segen für den Überfall  auf den Irak verweigerte, will ich durchaus anerkennen. Doch ohne seinen klaren Antikriegskurs wäre Schröder nicht mehr gewählt worden. Sogar Skeptiker wie ich haben ihm seine Stimme gegeben, einfach um nicht schwarze US-Vasallen und Kriegshetzer an die Macht zu bringen. Doch ob sich Wähler auf Dauer so leimen lassen und noch einmal "das kleinere Übel"  wählen, ist zweifelhaft. Die Bayernwahl zumindest hat eine Wahlverweigerung erlebt, wie es sie bislang bei einer Landtagswahl noch nie gab. In unserem Wahlkreis blieben ca. 54 % der Wähler zu Hause, das heißt also, dass selbst die Sensationsergebnisse bei der CSU eigentlich nur bedeuten, dass sie nur auf etwa einem Drittel der Wähler basieren, auch wenn sie im Landtag faktisch eine Zweidrittelmehrheit bedeuten.

 

Zwischenruf Oktober 03: Demaskierter Kapitalismus

Der Kapitalismus zeigt - weil er keine sozialistische Konkurrenz mehr hat heute wieder offen seine menschenverachtende Fratze. Sozialabbau und Freibeuterei in allen Teile der Welt gelten manchen Leuten heute wieder als  akzeptabel und zeitgemäß.

Ich will vorausschicken, dass ich nicht zu denen gehöre, die nicht wüssten, dass ein guter Teil unseres Wohlstandes auf der ganzen Welt zusammengeramscht ist - auch wenn die zu Grunde liegende Kaufmannslogik und das Wuchersystem allgemein nicht als unanständig empfinden wird und wir auf Kosten der Armen leben und die vielen Waren durch Ausbeutung anderswo so günstig in unsere Märkte kommen. Ich weiß auch, dass wir, würden wir nur von unserer Hände Arbeit leben müssen,  nicht den fünften Teil unseres Einkommens hätten. Ich habe diese Dinge immer angeprangert und bin nicht zuletzt bei Gewerkschaftlern auf taube Ohren gestoßen.

Und doch will ich den gegenwärtig betriebenen Abbau sozialer Leistungen in unserem Lande anprangern, weil er uns nicht nur wieder auf mittlere Sicht in Klassenkämpfe führen wird, vielleicht sogar in eine Diktatur,  und das vermutlich in keine Linke. Die arbeitende Bevölkerung fühlt sich heute als betrogen, denn die Sozialkassen wurden und werden für  versicherungsfremde Leistungen in schamloser Weise von der Politik geplündert, Millionen von Leistungsempfängern, die nie eine Mark in die Kassen einbezahlt haben, erhalten heute oft höhere Leistungen, als die langjährigen Einzahler. Diese empfinden dies zurecht als Ungerechtigkeit, ja als Diebstahl. Dazu kommt, dass die Einführung des Euro als Geldentwertung empfunden wird, denn trotz aller Dementis von Statistikern und einzelnen Verbilligungen, jeder kann in seinem Geldbeutel das teurere Leben ablesen. Dann wird die EU schon lange als Monster begriffen, dass sich als bürokratischer Wasserkopf in alle Lebensbereiche reglementierend einmischt und nicht nur durch die anstehende Erweiterung durch Billiglohnländer Arbeitsplätze abwandern und so neben dem  selben Prozess durch die Globalisierung  alle mühsam erkämpften Rechte und Privilegien beschnitten werden, ja oft nicht mehr existent sind.

Wenn wir auf die deutsche Problematik eingehen, hat man den Eindruck die  etablierten Parteien spielen nur das aus Krimis bekannte Spiel "Guter Bulle, böser Bulle", wo man durch Zuckerbrot und Peitsche Menschen gefügig machen oder austricksen will. Es scheint, die CDU zeigt nur noch grässlichere Folterinstrumente, damit die etwas weniger grässlichen der SPD von der Bevölkerung akzeptiert werden.

Obwohl die wirtschaftlichen Zahlen besser werden, war in diesen Tagen zu  lesen, dass viele große Firmen in der nächsten Zeit weiter Tausende von Arbeitsplätzen abbauen wollen. Wir sind also wieder beim Thema meiner  letzten Zwischenrufe: Jobloses Wachstum - nicht nur in den USA sondern auch bei uns. Es müsste doch langsam dem blindesten Politiker klar werden, dass heute durch Wachstum nicht automatisch Arbeitsplätze entstehen und damit auch die soziale Versorgung der Bevölkerung nicht mehr voll von den Beschäftigten getragen werden kann, sondern die Sozialabgaben in steigendem Maß auch an die Produktion, also an die Wertschöpfung, gekoppelt werden müssen. Und diese ist nicht gesunken, im Gegenteil steigt sie noch immer leicht. Wenn heute eben immer mehr ohne Menschen, dafür mit Maschinen produziert wird, dann muss dieser technische Fortschritt und der Ertrag daraus den Menschen zugute kommen. Nicht nur den Besitzern der Maschinen, sondern der Allgemeinheit. Denn wenn Wirtschaften nicht den Völkern dient, welchen Zweck hätte es dann? Nur die Anhäufung von Reichtum in immer weniger Taschen? In unserem GG heißt  es bekanntlich in Artikel 14, 2: Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll dem Wohle der Allgemeinheit dienen.

 

6.9.04 Energie sparen

Leserbrief an die PNP

Der Kommentator der PNP behauptet, dass unser Land sich einzig mit Atomenergie selbst mit Energie versorgen kann, der Ausstieg daraus sei grob fahrlässig. Ist dem Leitartikler der PNP nicht bekannt, dass wir bei Uran auch vom Ausland abhängig sind und die Vorräte nicht länger reichen als das Erdöl? Dass bei Berücksichtigung des Wärmeenergieverbrauchs die Atomkraft nur etwa fünf Prozent des Gesamtenergieverbrauchs beträgt und hier der Verkehr noch gar nicht eingerechnet ist? Dazu kommt, dass Großkraftwerke - also auch alle AKWs - etwa 70 Prozent der Primärenergie als "Wärmeabfall" verschleudern. (Der große Kühlturm in Ohu ist kein überdimensionaler Maßkrug sondern ein Symbol für Verschwendung!) Von Tschernobyl und der Belastung zukünftiger Generationen durch die strahlenden Abfälle will ich gar nicht reden. Nach wie vor ist Sparen unsere beste Energiequelle, eindrucksvolle Beispiele wurden unlängst im Bayernteil der PNP genannt. (Etwa dass alleine die Standby-Schaltungen den Strom von zwei Atommeilern verbrauchen). Würde zudem mehr regionaler gewirtschaftet, entfiele viel sinnloses Herumkarren von Gütern. Würde gar auf die Herstellung schädlicher oder überflüssiger Dinge verzichtet, würde sich unser Energiebedarf vermutlich sogar halbieren. Aber solche Überlegungen nach sinnvoller Produktion gelten heute noch als völlig illusorisch. So bleiben halt nur : sparsamere Autos (doch die deutschen Hersteller bauen fast ausschließlich protzige Nobelkarossen mit manchmal abartigen PS-Zahlen unter der Haube), Geschwindigkeitsbeschränkung, Fahrgemeinschaften, Wärmedämmung, bedarfsgerechtes Heizen, Kraftwärmekopplung, Nutzung von Prozesswärme, Gas aus Gülle - und irgendwann darf es kein Haus mehr ohne Solarmodule, Warmwasser- und Luftkollektoren (Wintergärten) geben.

 

Zwischenruf Oktober 03

Der Kapitalismus zeigt - weil er keine sozialistische Konkurrenz mehr hat heute wieder offen seine menschenverachtende Fratze. Sozialabbau und Freibeuterei in allen Teile der Welt gelten manchen Leuten heute wieder als  akzeptabel und zeitgemäß.

Ich will vorausschicken, dass ich nicht zu denen gehöre, die nicht wüssten, dass ein guter Teil unseres Wohlstandes auf der ganzen Welt zusammengeramscht ist - auch wenn die zu Grunde liegende Kaufmannslogik und das Wuchersystem allgemein nicht als unanständig empfinden wird und wir auf Kosten der Armen leben und die vielen Waren durch Ausbeutung anderswo so günstig in unsere Märkte kommen. Ich weiß auch, dass wir, würden wir nur von unserer Hände Arbeit leben müssen,  nicht den fünften Teil unseres Einkommens hätten. Ich habe diese Dinge immer angeprangert und bin nicht zuletzt bei Gewerkschaftlern auf taube Ohren gestoßen.

Und doch will ich den gegenwärtig betriebenen Abbau sozialer Leistungen in unserem Lande anprangern, weil er uns nicht nur wieder auf mittlere Sicht in Klassenkämpfe führen wird, vielleicht sogar in eine Diktatur,  und das vermutlich in keine Linke. Die arbeitende Bevölkerung fühlt sich heute als betrogen, denn die Sozialkassen wurden und werden für  versicherungsfremde Leistungen in schamloser Weise von der Politik geplündert, Millionen von Leistungsempfängern, die nie eine Mark in die Kassen einbezahlt haben, erhalten heute oft höhere Leistungen, als die langjährigen Einzahler. Diese empfinden dies zurecht als Ungerechtigkeit, ja als Diebstahl. Dazu kommt, dass die Einführung des Euro als Geldentwertung empfunden wird, denn trotz aller Dementis von Statistikern und einzelnen Verbilligungen, jeder kann in seinem Geldbeutel das teurere Leben ablesen. Dann wird die EU schon lange als Monster begriffen, dass sich als bürokratischer Wasserkopf in alle Lebensbereiche reglementierend einmischt und nicht nur durch die anstehende Erweiterung durch Billiglohnländer Arbeitsplätze abwandern und so neben dem  selben Prozess durch die Globalisierung  alle mühsam erkämpften Rechte und Privilegien beschnitten werden, ja oft nicht mehr existent sind.

Wenn wir auf die deutsche Problematik eingehen, hat man den Eindruck die  etablierten Parteien spielen nur das aus Krimis bekannte Spiel "Guter Bulle, böser Bulle", wo man durch Zuckerbrot und Peitsche Menschen gefügig machen oder austricksen will. Es scheint, die CDU zeigt nur noch grässlichere Folterinstrumente, damit die etwas weniger grässlichen der SPD von der Bevölkerung akzeptiert werden.

Obwohl die wirtschaftlichen Zahlen besser werden, war in diesen Tagen zu  lesen, dass viele große Firmen in der nächsten Zeit weiter Tausende von Arbeitsplätzen abbauen wollen. Wir sind also wieder beim Thema meiner  letzten Zwischenrufe: Jobloses Wachstum - nicht nur in den USA sondern auch bei uns. Es müsste doch langsam dem blindesten Politiker klar werden, dass heute durch Wachstum nicht automatisch Arbeitsplätze entstehen und damit auch die soziale Versorgung der Bevölkerung nicht mehr voll von den Beschäftigten getragen werden kann, sondern die Sozialabgaben in steigendem Maß auch an die Produktion, also an die Wertschöpfung, gekoppelt werden müssen. Und diese ist nicht gesunken, im Gegenteil steigt sie noch immer leicht. Wenn heute eben immer mehr ohne Menschen, dafür mit Maschinen produziert wird, dann muss dieser technische Fortschritt und der Ertrag daraus den Menschen zugute kommen. Nicht nur den Besitzern der Maschinen, sondern der Allgemeinheit. Denn wenn Wirtschaften nicht den Völkern dient, welchen Zweck hätte es dann? Nur die Anhäufung von Reichtum in immer weniger Taschen? In unserem GG heißt  es bekanntlich in Artikel 14, 2: Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll dem Wohle der Allgemeinheit dienen.

 

15.3.05 Immer dasselbe Rezept: Entlastung der Reichen

Dass von Bundespräsident Köhler, dem Banker, keine sozialen Predigten gehalten werden, kann wohl niemanden überraschen. Der Chor der Wirtschaftspropagandisten mit Henkel, Rogowski, Hundt, Merkel, Westerwelle usw. hat einen neuen Solisten bekommen. Obwohl gerade eben wieder einmal verkündet wurde, dass sich immer mehr Vermögen in den Händen von immer weniger Reichen befindet und die Armut weiter gestiegen ist, wird die weitere Entlastung der Reichen als einzigstes Konjunkturprogramm gefordert, frei nach dem Motto der Europaunion "Wo sich das Geld wohlfühlt gehe es auch den Menschen gut!" Dass diese Phrase falsch ist, beweisen die USA. Dort fühlt sich das Geld sehr wohl und doch hat es die höchste Kinderarmut von allen entwickelten Nationen. Deswegen spricht man in den Staaten auch schon lange von "joblosem Wachstum", weil Wachstumsraten von ein paar Prozent durch weitere Automatisierung und Rationalisierung egalisiert werden.

 

5.5.05 Radieschen?

Münteferings Metapher mit den Heuschrecken ist ziemlich treffend und wer sie in einen Topf mit Straußens "Ratten und Schmeißfliegen" oder gar mit Naziparolen wirft, versucht zu verunglimpfen und den Raubtierkapitalismus quasi unter "Naturschutz" zu stellen...

Wir sollten uns nichts vormachen: diese Welt wird von den Börsen regiert und die fragen nicht nach dem Nutzen des Wirtschaftens für die Menschen, sondern nur nach dem maximalen Profit für die Kapitaleigner. Und alle werden getrieben von einem irrwitzigen Zinssystem, das wie ein blöder Krebs am Ende seinen Wirt auffrisst.

Ob die SPD mit ihrer Kritik glaubhaft ist, ist eine andere Sache. Wenn ich lese, dass die Steuerzahlungen der dreißig größten daxnotierten Betriebe etwa dem Hundesteueraufkommen entsprechen, dann braucht man sich nicht wundern, dass der Kanzler von der Großindustrie so gelobt wird. Tucholsky verglich die Urgroßväter der heutigen Sozis einmal scherzhaft mit Radieschen: Außen rot und innen weiß.

 

18.11.05 Albtraum

Die Globalisierung könne man so wenig aufhalten wie den Fluss der Donau, sagte Siemenschef von Pierer. Sollte dies stimmen, dann wird unser Planet wohl schon auf mittlere Sicht unbewohnbar, denn man stelle sich vor, dass bei erfolgreicher Globalisierung einmal über sechs Milliarden Menschen so verschwenderisch und zerstörerisch leben würden, wie es heute ein paar hundert Millionen tun. Und selbst wenn die Erde auch dies verkraften und nicht schon an den Verteilungs-, Religions- und Nationalitätskonflikten zu Grunde gehen würde- was wäre das dann für eine Welt! Die alten Kulturen und regionalen Märkte wären zerstört und mc-donaldisiert, die Menschen aus allen schwierigen Landstrichen geflüchtet und lebten zusammengeballt in riesigen Megastädten, bunt durcheinandergemischt, was heute schon nirgendwo funktioniert. Und die ganze Welt würde moralisch bestimmt und geregelt von den "freien Kräften des Marktes“, also von Gier und Habsucht... Ein Albtraum!

 

2.1.06 Immer neue Mogelpackungen

Kombilöhne und Ein-Eurojobs sind im Grunde nur verdeckte Subventionen an die Wirtschaft. Welcher Unternehmer, der mit billigen Menschen arbeiten kann, wird noch andere einstellen? Das wäre doch geradezu "gegen die Natur" des freien Marktes. Politiker, die das fordern, sind sie entweder unbeschreiblich naiv oder sie handeln bewusst mit Mogelpackungen. Andere wollen die Altersrenten "kapitalgestützter" absichern und verkaufen dies als das Gelbe vom Ei. Obwohl sich erst vor ein paar Jahren in den USA - quasi über Nacht - Aktien für 8 Billionen Dollar in Nichts verwandelten, darunter ein hoher Anteil Rentengelder. Renten gehören nicht an die Chimäre Geld gebunden, das ja bekanntlich nur Papier ist, sondern an die wirkliche Wertschöpfung eines Gemeinwesens. Und wenn die Einstellung von Arbeitskräften für die Unternehmen steuerlich ähnlich lukrativ wäre wie die Anschaffung neuer Maschinen und man für Letztere in die Sozialkassen einzahlen müsste, würde sich die Arbeitslosigkeit schnell verringern.

 

12.03.06 "Tittytainment" oder wie sich die Mächtigen dieser Welt unsere Zukunft vorstellen

Zwanzig Prozent der arbeitsfähigen Bevölkerung würden zukünftig ausreichen, um die Weltwirtschaft in Schwung zu halten, um alle Waren zu produzieren und die nötigen Dienstleistungen zu erbringen, der Rest der Menschen sei zumindest aus wirtschaftlicher Sicht unnötig... Dies war die wichtigste Aussage beim "Global Braintrust", zu dem sich 1995 in den USA die großen Führer aus Politik und Wirtschaft getroffen haben. Mit "Tittytainment", was etwa "Brot und Spiele" heißt, sollen die überflüssigen achtzig Prozent der Menschen bei Laune gehalten werden, damit sie nicht zuviel anstellen.

Zum Unterhalt der "überflüssigen" Menschen können die Großkonzerne natürlich nichts beitragen, denn sie müssen ja mit aller Kraft rationalisieren und automatisieren und die Arbeitsplätze dorthin verschieben, wo sie möglichst gar keine Steuern bezahlen müssen und wo es keine soziale oder Umweltgesetzgebung gibt, damit sie sich global behaupten können...

Wenn man ihre Propagandisten im Fernsehen reden hört, heißt es immer nur stereotyp und nebulös, die Arbeitsplätze müssten "im Dienstleistungsbereich" geschaffen werden. Was sie nicht daran hindert im nächsten Satz zu fordern, dass die Dienstleistungen zukünftig wieder wie früher durch die Familien oder möglichst ehrenamtlich erbracht werden müssen...

Die Menschen sollen sich also selber an den eigenen Haaren aus dem Sumpf ziehen, während die Konzerne mit immer höheren Gewinnen ihre Manager und Aktionäre beglücken.

 

 

25.12.07 Keine neuen Klassenkämpfe!

Darf man die SPD verspotten, wenn sie von ihren neoliberalen Totengräbern Clement und Schröder ein wenig abrückt? Noch dazu an einem Tag, an dem Peter Hartz vor Gericht stand, der Arbeitnehmervertreter bestochen hat um Unternehmerinteressen durchzusetzen. Dass ausgerechnet dieser Mann auch für den Sozialabbau und die nach ihm benannten Hartz-Gesetze steht, lässt den Verdacht aufkommen, ob sich der niedersächsische Sumpf nicht am Ende bis Berlin erstreckt hat...

Das alles passiert in einem Land, in dem zehn Prozent der Bevölkerung fast zwei Drittel des Volksvermögens besitzen und die ärmste Hälfte dagegen fast nichts. Ein Land, in dem mehr als die Hälfte der Einkommens nicht aus Arbeit erwirtschaftet wird, sondern aus Kapital - und indem vier Fünftel der deutschen Spitzenmanager aus den oberen drei Prozent der Gesellschaft rekrutieren. Dass Wirtschaftskriminelle sich durch juristischen Ablasshandel freikaufen können, kleine Leute aber wegen Bagatellen eingesperrt werden, setzt dem Ganzen die Krone auf, vom dreigliedrigen Schulsystem, das wie im Feudalismus die Chancen der Kinder festschreibt, ganz zu schweigen. Will man ausreizen, wie viel man einer Bevölkerung an Ungerechtigkeit zumuten kann? Will man wieder neue Klassenkämpfe provozieren? Reichen die Tragödien des letzten Jahrhunderts nicht? Wenn man dann auch noch liest, dass die 30 größten Konzerne Deutschlands und fast 50 Prozent aller Dax - Unternehmen mehrheitlich ausländischen Investoren gehören, dann scheint die Politik auch immer weniger zu sagen zu haben. Und so wächst die Gefahr, dass sich unsere Demokratie endgültig wieder in eine Oligarchie und Plutokratie verabschiedet.

 

28.9.07 Der Schuldenpräsident

Leserbrief an die PNP zum Bericht "40 Milliarden mehr für Kriege"

George W. Bush hat so viele Schulden gemacht wie 42 Präsidenten zusammen vor ihm. 8 Billionen sollen es laut einem ARTE-Bericht sein und jedes Jahr kommen 800 Milliarden neu dazu. Die größte Wirtschafts- und Militärmacht ist erstmals auch der weltgrößte Schuldner. 162 000 Soldaten schlagen sich mit dem von Bush angerichteten Chaos im Irak herum, dazu weitere 180 000 Männer und Frauen privater "Dienstleister", deren Operationen im Dunklen bleiben und die tatsächlichen Kosten des Kriegs verschleiern - nicht nur, was Dollars angeht, sondern vor allem, was Menschenleben betrifft.

Bis auf die Hinrichtung von Saddam Hussein wurde kein Kriegsziel erreicht, wenigstens dieser Hauptzeuge amerikanischer Verstrickung in seine Verbrechen wurde beseitigt... Ansonsten regieren heute im Irak die Mullahs, Bushs Unrechtspolitik hat das Feuer des islamischen Fundamentalismus erst richtig entfacht. Will Bush in seinem letzten Amtsjahr mit seinen weiteren beantragten Milliarden dieses Feuer noch zu einem Weltbrand schüren, etwa in dem er den Iran doch noch angreift? Insgeheim vielleicht hoffend, dass in diesem Feuer auch die Schulden verbrennen?

4.3.07 Umweltschutz a la CSU

Leserbrief an die PNP zum heutigen Artikel "Alarm an den Börsen: Weltweit Einbrüche"

Wenn die CSU von Umweltschutz redet, geht es immer nur um technische Neuerungen, klar, sie vertreten ja die Wirtschaft und die will verkaufen. So will Söder ab 2020 alle Autos mit Verbrennungsmotoren verbieten, danach sollen nur noch Wasserstoffautos oder Hybridfahrzeuge fahren dürfen. Das heißt, er will zig Millionen von Autos durch neue ersetzen. Der Energie- und Ressourcenverbrauch bei der Herstellung kommt in Söders Rechnung nicht vor. Nehmen wir nur den Müllberg, der bei der Produktion der Fahrzeuge entsteht. Während das Neufahrzeug selbst etwa 1 Tonne wiegt, bleibt allein am Ort der Eisenerzgewinnung für die erforderlichen Bauteile aus Eisen und Stahl ein 9 Tonnen schwerer Abraumberg zurück. Die Abfälle aus der Aluminiumproduktion sind 7 mal größer als die Endprodukte. Rechnet man alle Abfälle bis hin zu den Verpackungen der Kleinteile zusammen, so ergeben sich durchschnittlich 25 Tonnen Abfall pro Auto. Verglichen damit wirkt unsere jährliche Pro-Kopf-Menge an häuslichen Abfällen - etwa 300 Kilogramm - fast nebensächlich, denn der Kauf eines Autos wiegt 83 Jahre "Hausmüllproduktion" auf, also den Hausmüll eines ganzen Lebens.

Bayerns designierter Ministerpräsident Beckstein äußerte sich ähnlich wie Söder. Er erklärte, Spar- und Verzichtsappelle brächten die Klima-Debatte nicht weiter. Aufgabe Deutschlands sei es vielmehr, durch Forschung einen niedrigeren Energieverbrauch zu erreichen.

Etwa so wie beim Katalysator? Bei dieser Neuerung hat die Industrie gerne mitgemacht, doch Katalysatoren erfüllen ca. erst nach dreißig gefahrenen Kilometern ihre Reinigungswirkung,. Leider werden die meisten Autos auf Kurzstrecken betrieben, so dass der Kat seine versprochene Wirkung überhaupt nicht erfüllen kann. Doch mit der Einführung des Kats wurde die kleinen, spritsparenden Autos, wie etwa Citroen 2CV und der Renault R4, quasi ausgerottet, denn durch die mit dem Kat verursachte geringere Motorleistung und die Verteuerung wurde ihr Bau eingestellt. Rentiert hat sich diese Art von "Umweltschutz" nur für die Hersteller. Aber so ist es überall, die Politiker vertrauen darauf, dass neue Technologien die Rettung bringen. Übrigens verbrauchen Autos die ersten 4 Kilometer umgerechnet bis zu 40 Liter Sprit pro Kilometer. Durch einen Verzicht auf das Auto bei Kurzstrecken könnten große Einsparungen und viel Entlastung der Umwelt erzielt werden.

Doch retten kann uns nur eine bescheidene Lebensweise und unendlich mehr, als alle technischen Neuerungen - die ich für nötige Neuanschaffungen auch berücksichtigt haben will - könnten durch soziokulturelle Reformen in ihrer Wirkung durch ein Vielfaches übertroffen werden. Zudem sollte einmal klar gesagt werden, dass die beachtliche Senkung der Luft- und Gewässerverschmutzung in Deutschland seit der Vereinigung vor allem durch Verlagerung von "schmutziger Produktion" in Billiglohnländer erreicht wurde. 

 

11.8.07 Nur Luft im Fundament?

Leserbrief an die PNP

Es ist wieder einmal Zeit an Brechts Spruch zu erinnern, dass ein Bankraub nichts ist, im Vergleich mit der Gründung einer Bank... Wieder einmal zeigt sich, dass die Börsen dieser Welt nur Spielhöllen sind und Teile unseres Wirtschaftens alleine auf Finanzblasen basiert. Manche Konzerne sind an der Börse so hoch eingeschätzt, dass sie ihre jetzigen Gewinne über Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte auf dem gleichen Niveau halten müssten, um die aktuelle Bewertung zu rechtfertigen. Und es zeigt sich die Hohlheit der Sprüche vom freien Markt und vom Unternehmerrisiko: Bankrotte Banken werden mit öffentlichen Geldern gerettet, ihre gierigen Manager werden sich vielleicht eine Weile auf einen Golfplatz zurückziehen müssen.... Aber so ist es normal bei uns: Gewinne werden privatisiert, Verluste "sozialisiert". Man denke nur einmal an die Praxis der "Hermes-Kredite", bei denen der Staat das Risiko für Auslandsgeschäfte übernimmt. Das zum Dank etwas von den Gewinnen abgegeben wurde, hat man noch nie gehört.

 

1.2.08 Subventionierte Nahrungsvernichtung

In den letzten vierzig Jahren hat sich die Weltbevölkerung verdoppelt, von drei auf über sechs Milliarden. Die landwirtschaftliche Nutzfläche ist aber nur um 9 Prozent gewachsen. Gleichzeitig haben sich die Verzehrgewohnheiten stark verändert, es werden heute um ein Vielfaches mehr Fleisch und andere tierische Produkte verzehrt, was eine viel größere Anbaufläche erfordert. (Für ein Kilo Fleisch werden bis zu zehn Kilo Kraftfutter benötigt!)

Die größte Veränderung ergibt sich aber aus dem noch immer propagierten Anbau von Energiepflanzen. Der Ethanolanbau etwa wurde in Brasilien und den USA in gigantischem Maße ausgeweitet, bester Mais wird vergärt und verschwindet als Sprit in Fahrzeugtanks. Ebenso geschieht es mit Rapsöl, als Dieselersatz. Wurde einst von Umweltschützern die Verwertung von Gülle und pflanzlichen Abfällen in Biogasanlagen gefordert, so wird dafür heute vor allem Getreide verwendet, wegen der höheren Ausbeute. Andere verbrennen Getreide direkt in Öfen anstelle von Holzpellets. Unglaublicherweise wird diese Nahrungsvernichtung sogar noch mit Prämien gefördert.

Das Ganze ist eine Art kollektiver Wahnsinn, eine Art Krieg, einmal gegen die Natur, weil rücksichtslos die letzten Urwälder abgebrannt und in Agrarsteppen umgewandelt und immer mehr Tier- und Pflanzenarten ausgerottet werden, kostbares Wasser verschwendet und die Böden verseucht werden und ein Krieg gegen die Armen, die oft von Agrarkonzernen von ihrem Land vertrieben werden und deren Grundnahrungsmittel immer unbezahlbarer werden.

Gewiss wurden neben Futter- und Lebensmittel schon immer auch andere Nutzpflanzen angebaut, etwa für Bekleidung, Seile, Tabak, Zucker, Kaffee, oder Schnittblumen. Mit dem Umstand, dass auch für Zugtiere Futter angebaut wurde, wird heute von Lobbyisten der Anbau von Energiepflanzen gerechtfertigt, so als wenn die Dimensionen irgendwie vergleichbar wären.

 

20.5.08 Durchsichtige Industriepolitik

Leserbrief zum Artikel vom 20.05.2008 "Kfz-Steuer sorgt für dicke Luft"

Industriepolitik kommt heute gerne in einem grünen Mäntelchen daher. Die Bürger werden zu Neuanschaffungen genötigt und das Ganze nennt sich dann Umweltschutz. Wer ein neues Autos kauft, soll wieder einmal vom Staat steuerlich belohnt werden, wer sein altes weiterfährt, wird bestraft. Der Energie- und Rohstoffverbrauch bei der Herstellung kommt in dieser Rechnung nicht vor, obwohl etwa durchschnittlich 25 Tonnen Abfall pro Auto errechnet wurden, was dem Hausmüll eines ganzen Lebens entspricht.

Aber Vermeidung und Bescheidung bringen kein Wachstum, Produzieren und Verkaufen heißt die Devise! Würden alle Menschen auf der Erde so leben wie wir, wären fünf Erdkugeln nötig um den Bedarf decken zu können. Es kann so also nicht weitergehen. Nicht immer mehr, weiter, schneller und protziger kann uns retten, sondern das Gegenteil davon: weniger, näher, langsamer und bescheidener. Und regionaler wirtschaften, die Familien und Arbeiten und Wohnen wieder mehr zusammenbringen und unsere Heimat lebenswerter machen.

 

12 Regeln für eine vernünftigere und lebenswertere Welt

 

1. Regel

„Weltweites Abschaffen des Zinssystems, dass die Ursache für den Zwang zu ständigen Wachstums ist, die Lebensgrundlagen der Erde zerstört und die Menschen versklavt. Verbot des Börsenhandels.“

Was gedanklich hinter dieser Regel steht

In vielen Religionen war der Wucher, also das Verleihen von Geld gegen Zinsen, verboten, weil es gegen ethische Grundsätze verstieß und weil man die katastrophalen Wirkungen kannte. Jesus ging sogar noch weiter und verlangte Eigentumslosigkeit von seinen Anhängern. Die berühmten Sätze der Bergpredigt: "Man kann nicht Gott dienen und dem Mammon", oder "Bevor ein Reicher in den Himmel kommt, geht ein Kamel durch ein Nadelöhr" usw. sind an Deutlichkeit kaum zu überbieten. (Was aber nicht verhinderte, dass ausgerechnet im christlichen Abendland der Kapitalismus mit seiner Geldherrschaft entstand...)

Mir selber gehen Jesus Forderungen zu weit, weil es anscheinend zur menschlichen Natur gehört, dass man erst einmal an sich und die seinen denkt und nur das pfleglich behandelt, was einem auch gehört. Ich sage nicht, dass moralisch entwickelte Menschen nicht auch anders können, denn das selbstgewählte Eigentumslosigkeit zumindest funktionieren kann, wurde schon öfter bewiesen. Doch nur weil manche Leute zwei Meter hoch springen können, darf man das nicht von allen erwarten oder gar verlangen, zumal es dafür auch keinen vernünftigen Grund gibt. Eigentum ist m. E. aus vielen Gründen unverzichtbar und ist auch solange kein Problem, solange der Erwerb jedem möglich ist und genug davon da ist. Da Eigentum heute sehr ungleich verteilt ist (in Deutschland besitzt etwa ein Prozent der Bürger 50 Prozent allen Vermögens, in anderen Ländern ist es noch extremer), fordern nicht nur Sozialisten eine gerechtere Verteilung, was durch eine Verstaatlichung aber nicht erreicht wird, denn dem Staat muss man erfahrungsgemäß noch mehr misstrauen, als privaten Besitzern, denn zumindest in der bisherigen Geschichte haben sich Staaten, die eigentlich nur Mittel zum Zweck sein soll, immer wie der Zweck selber aufgeführt und die Bevölkerungen, um die es eigentlich gehen sollte, immer nur verwaltet, entwürdigt und betrogen.

Ich fordere also deshalb keine Verstaatlichung der einseitig verteilten Reichtümer, nicht nur weil mir jede Gleichmacherei zuwider ist, sondern weil ich die Kraft und den Antrieb, der Eigentum erwächst, kenne. Aber noch wichtiger scheint zu sein, dass die Verfügungsgewalt über Besitz auch Verantwortung und Zufriedenheit schenkt. Diese Kräfte sind aber nicht nutzbar zu machen, wenn der Besitz völlig unsinnig in den Händen weniger gehortet wird, er muss also breiter und damit gerechter gestreut würden. Man könnte z. B. maßloses Horten von Besitztümern durch Sonderbesteuerung unattraktiv machen und so vielleicht zu ihrer gerechteren Verteilung beitragen. Vielleicht muss man aber auch das Vererben maßlosen Eigentums einschränken.

Es wäre aber schon viel, vielleicht sogar Entscheidendes gewonnen, wenn das Zinssystem abgeschafft würde. Zum einen wäre der Automatismus weiterer Konzentration von Kapital wenigstens teilweise unterbrochen und die Schere zwischen Armen und Reichen ginge nicht mehr automatisch immer weiter auseinander. Wenn gespeichertes Kapital nicht mehr automatisch wie eine Kuh Milch gibt, mit der man immer neue Kälber mästen kann, dann würde Kapital seine Attraktivität verlieren und keine Schuldner mehr versklaven und so den heutigen Parasitismus erschweren.

Um die Zockerei mit Geld, die nicht nach Sinn oder Verträglichkeit fragt, zu beenden, sollten die Börsen geschlossen werden, denn diese regieren faktisch diese Welt, mit keiner anderen Legitimation, als der des Geldhabens. Die Börsen sind Spielhallen nicht unähnlich, es geht dort um kurzfristigen Gewinn, nicht um Sinn und Nutzen für die Menschen und die Welt. Der Zeitrahmen, in dem gedacht wird, geht nur bis zum nächsten Quartalsbericht. Es ist so, als würden Kurzsichtige, die nur bis zum Scheibenwischer sehen, ein Fahrzeug lenken.

Natürlich kann ich nicht sagen, wie sich die geforderten Maßnahmen auswirken würden und ob wirklich die erhofften Verbesserungen eintreten könnten oder ob die menschliche Hortsucht, die ja ursprünglich lebensnotwendig war und es in einem bestimmten Maße auch heute noch ist, nicht Auswege findet und alles noch schlechter wird. Aber es ist wie beim Kochen: Nimmt man einmal zu viel Salz, wird man beim nächsten Mal vorsichtiger sein, wenn etwas anbrennt, wird man ein anders Mal die Hitze zurückdrehen oder mehr Öl dazugeben... Man wird also aus Fehlern lernen und nicht deswegen das Essen aufgeben. Genau so muss man bei politischer Gestaltung verfahren, flexibel sein und jeden Dogmatismus vermeiden und probieren, probieren, probieren...

 

 

2. Regel

„Möglichst regional und nachhaltig wirtschaften. Der Fernhandel wird mit den Kosten belastet, die er ökologisch und sozial verursacht.“

Regional wirtschaften ist das Gegenteil dessen, was heute geschieht. Heute ist beinah überall der Zusammenhang zwischen einem Produkt und dem Käufer oder Konsumenten verloren gegangen. Wir kaufen Waren von überall her, ohne zu wissen, wer diese zu welchen Bedingungen geschaffen hat.

Der Freihandel lässt völlig unterschiedliche Wettbewerber gegeneinander antreten, wobei die kleinen regionalen Erzeuger dabei auf der Strecke bleiben. Die Folge ist, das Land nicht mehr bewirtschaftet wird und ganze Regionen in der Folge entvölkert werden. Es ist, als würde man die Schäferhunde, die etwa eine Schafherde schützen, durch reißende Wölfe ersetzen.

Wer gegen Sklavenarbeit ist oder dagegen, dass bei ungeregelter Produktionsbedingungen vielleicht die Luft und das Trinkwasser ganzer Landstriche verseucht werden, dass vielleicht irgendwo unwiederbringlich Flora und Fauna zerstört werden, der kann nur regionales Wirtschaften anstreben. Was heute schönrednerisch "Freihandel" heißt, ist ein anarchistisches Raubsystem, das wie der alte Kolonialismus die Welt ausplündert. Der Transport der Waren erfordert zudem gerade irrwitzige Verkehrsbewegungen und in der Folge einen gigantischen Energie- und Ressourcenverbrauch, mit schädlichen Auswirkungen auf die gesamte Biosphäre.

Wie die jüngste Wirtschaftskrise wieder einmal beweist, werden zudem global riesige Geldmengen (die oft rein virtueller Natur sind) und oft auch nur betrügerische Papiere verschoben, die von keinem Land kontrolliert werden können und das wirtschaftliche Chaos komplettieren. In anderen Worten: das derzeitige Wirtschaftssystem ist eine riesige Gaunerei und die wichtigste Ursache für Ausbeutung und Klimazerstörung.

Natürlich kann nicht alles regional erwirtschaftet werden. Große Länder mit kleiner Bevölkerung müssen exportieren dürfen, ebenso werden die technischen Geräte aus hochentwickelten Ländern in unterentwickelten Ländern gebraucht.

3.

Die Finanzierung der Sozialkassen muss an die allgemeine Wertschöpfung gekoppelt werden. Da heute Güter und Leistungen zunehmend durch Maschinen- und Automatenarbeit produziert bzw. erbracht werden, können die Leistungen für Rentner- und Kranke nicht mehr alleine durch menschliche Beitragszahler finanziert werden.

4.

Schädliche Produkte und Luxusgüter stärker besteuern und Werbung dafür verbieten.

5.

Familien, Arbeit und Wohnen sukzessive wieder zusammenführen.

6.

Staat und Kirchen strikt trennen, Religion darf nur mehr Privatsache sein. Stattdessen Erziehung im Geiste von Vernunft und Aufklärung, der Menschenrechte und der Völkerverständigung.

7.

Verursacherprinzip generell einführen, also wer Schäden verursacht muss auch dafür haften.

8.

Eigentum für alle fördern.

9.

Sparsames Wirtschaften belohnen, Verschwendung bestrafen.

10.

Die Wohn- und Lebensqualität in Stadt und Land wiederherstellen, etwa durch die gezielte Förderung des Kleingewerbes und die Unterstützung bei der Altbausanierung. Ansiedlung und Betrieb von Supermärkten steuerlich erschweren.

11.

Nationale Armeen in Katastrophenschutzkräfte umwandeln. Kriegswaffen darf nur noch die UN besitzen.

12.

Unsere Demokratie gehört durch plebiszitäre Elemente, etwa durch  regelmäßige Abstimmungen in Sachfragen, weiterentwickelt. Die "repräsentative Demokratie", die faktisch immer eine Oligarchie ist, in der über Parteien Interessenverbände regieren, hat die Welt an den Rand des Abgrundes geführt. In die Parlamente sollen nur noch Persönlichkeiten gewählt werden, die Entscheidungen nicht nach Fraktionszwängen, sondern alleine nach Wissen und Gewissen treffen.

 

1.1.09 Gedanken zum gegenwärtigen Zusammenbruch des Finanzsystems

Jeder Mensch mit einem Funken Verstand ahnte, dass unser Finanzsystem viel Ähnlichkeit mit einem Wolkenkuckucksheim hat, im Grunde eine virtuelle Welt ist und dass irgendwann das Ganze zusammenbrechen würde. Alleine der Zeitpunkt, wann die riesige Blase platzen würde, war unklar, denn unser betrügerisches Wirtschaftssystem ist sehr trickreich und Meister im Verkaufen von Nichts. Die ganze Geldwirtschaft funktioniert nach dem bekannten Schnellballsystem, und Schneebälle lösen sich irgendwann in Nichts auf . Nun ist das Geschrei groß und der Staat versucht durch gigantische Summen den Zusammenbruch des Systems zu verhindern. Die größten Gaunerbanken werden mit Steuergelder gestützt, auch die Autoindustrie, die noch immer in der Hauptsache spritfressende Luxus- und Raserautos baut. Schon gehört es auch zur Normalität, dass jede Branche Forderungen stellt, um auch Staatsgelder zu bekommen, egal ob sie gebraucht werden oder nicht. Dies ist natürlich überhaupt keine Lösung, denn selbst wenn sich die Konjunktur und die Börsen wieder fangen und dann wieder ein paar Jahre weiterwursteln können, ist der nächste Zusammenbruch vorprogrammiert und um so zerstörerischer.

Die Staatsverschuldung der USA ist derart gigantisch- derzeit etwa 10,7 Billionen Dollar, eine Kreditaufnahme weiterer 1,2 Billionen wurde für dieses Jahr angekündigt - dass man schon ein Träumer sein muss zu glauben, diese könnten zurückgezahlt werden. Im Gegenteil, die Verschuldung wird sich weiter steigern und zuletzt wird es der Staat machen, wie er es immer getan hat: Geld drucken und sich im Zusammenbruch des Geldsystems der Schulden entledigen. Auch bei uns wird es darauf hinauslaufen, vielleicht nicht morgen, aber irgendwann bestimmt. Man kann aber auch die sich abzeichnende Explosion der Staatsverschuldung nicht zukünftigen Generationen aufhalsen, denn sie können dies niemals leisten. 

 Wer keine linke oder rechte Diktaturen will, muss jetzt handeln. Doch die Politik scheint viel zu sehr mit den wirtschaftlichen Hasardeuren und Bankrotteuren verwoben zu sein, als dass von dieser Seite wirkliche Reformen zu erwarten wären. Doch was wäre eigentlich nötig an Veränderung, dass die Welt nicht im Chaos oder in der Diktatur landet?

Immer mehr Menschen erhoffen sich die Lösung in sozialistischer Planwirtschaft, doch die Erinnerung an die Modelle, die es davon bislang gab, lassen einen eher erschaudern. Und doch wird auch ein freiheitliches System Elemente daraus anwenden müssen.

Die Forderung nach Abschaffung des verhängnisvollen Zinssystem ist derzeit in den USA beinah schon Realität, der Leitzins gehen gegen Null und die Wirtschaft kauft Staatsanleihen, obwohl es dafür keine Zinsen gibt. Natürlich ist das nur eine Feuerwehrmaßnahme und die Zinsen werden irgendwann wieder steigen, denn dass die USA als Hort des Kapitalismus ihm seine Grundlage entziehen werden, kann wohl nicht vermutet werden. Doch genau dieses Zinssystem ist die wichtigste Wurzel des Übels, denn es geht um Vermehrung von Kapital ohne Arbeit, um die Voraussetzung für jenes menschliche Parasitentum, dass die Erde sukzessive zerstört- menschlich und ökologisch. Und das Zinssystem ist auch der Grund für die Notwendigkeit andauernden Wirtschaftswachstums, was in einer endlichen Welt bekanntlich ein Wahnsinn ist.

Spekulationsgeschäfte, und somit ein Teil des Börsengeschehens, werden verboten werden müssen und – als dritte Maßnahme -  die Fluchtburgen des Kapitals, mit ihrer Steuerfreiheit und ihren geheimen Konten müssen durch geeignete Maßnahmen ausgetrocknet werden. 

Auch die Entlohnung der Führungskräfte wird zukünftig an den langfristigen Erfolg gekoppelt werden müssen.  

Kein Wort werde ich aber gegen Eigentum an sich äußern, auch wenn die gegenwärtige Verteilung davon zutiefst ungerecht ist. Es muss genügen, dass sich der Reichtum nicht mehr künstlich durch Zinsen und Spekulation vermehren kann, sondern nur noch durch die Herstellung von Gütern, die nachgefragt werden. Und genau dies könnte ein sozialistisches Bürokratenmonstrum nicht leisten, denn dieses ist wie ein großer Frost, der alles erstarren lässt- auch in den Herzen der Menschen.